
Persönlichkeiten im Bulgarien-Lexikon
Der Mönch und Historiker Paisij Chilendarski lebte von 1722 bis 1773, er wurde in Bansko als Sohn wohlhabender Kaufleute geboren. Seine Geburtsstadt war die Heimat vieler Kaufleute, so kam er schon sehr früh mit westeuropäischem Gedankengut zusammen. Sein Bruder lebte als Vorsteher des Klosters Chilendar, Paisij selbst war Führer von Pilgergruppen und mit den Zuständen in seinem Land auf gutem Fuße. Im Jahr 1762 vollendete der Historiker sein wohl berühmtestes Werk „Die slawisch-bulgarische Geschichte“, nachdem er bereits in den Jahren zuvor über Bulgariens geschichtliche Vergangenheit zusammen getragen hatte. Erklärtes Ziel Chilendarskis war es, die Darstellung der bulgarischen Geschichte, die Leistungen und die Wesenseinheit des bulgarischen Volkes wieder zu erneuern. Wobei er sein Hauptaugenmerk auf die Bulgarische Sprache und nicht auf kriegerische Auseinandersetzungen legte. Als Dichter und Revolutionär machte sich Georgi Rakovski (1921 – 1867) eine Namen. Der in Kotel geborene Rakovski gründete bereits im Alter von 20 Jahren in Athen eine geheime Gruppierung zur Vorbereitung eines Aufstandes in seinem Heimatland. In Rumänien wurde er wegen der Teilnahme an einer antitürkischen Verzettelung verhaftet und daraufhin zum Tode verurteilt, konnte aber fliehen. Für eine unabhängige Bulgarische Kirche setzte sich der Revoluzzer in Konstantinopel ein, von Serbien und Rumänien aus rief Rakovski seine Landsleute zum Befreiungskampf auf. Eine Volksbewegung Namens „Bulgarische Legion“ wurde 1862 gegründet, bei der junge Bulgaren für den Freiheitskampf ausgebildet wurden. Der frühe Tod Georgi Rakovskis war nicht Schuld am Scheitern der Vorhaben, vielmehr die nachlassende Beihilfe Serbiens und die fehlende innere Organisation in Bulgarien selbst führte dazu. Vom Prediger zum Freiheitskämpfer heißt es in der Biografie von Vassil Levski (1837 – 1873), der eigentlich Vassil Kuntschev hieß. Sein unsagbarer Mut bracht im Jahre später den Namen Levski – „wie ein Löwe“ – ein. Als Hilfsprediger verbrachte der in Karlovo geborene Levski seine frühen Jahre, später jedoch trat der nach dem Ablegen seiner Kutte der „Ersten“ und danach auch der „Zweiten bulgarischen Legion“ bei. Er erkannte schnelle die begrenzten Taktiken der Legionäre und wurde Zeuge von mehreren Misserfolgen, die alle blutig endeten. Fünf Jahre vor seinem Tod reiste er mehrfach durch Bulgarien, um Leute für den Kampf gegen die osmanische Herrschaft zu gewinnen. Auf die Bemühungen Levskis hin entstanden in nahezu allen Städten und größeren Dörfern Bulgariens Revolutionskomitees – sie bereiteten den Aufstand im Land vor. Der Freiheitskämpfer kümmerte sich um die komplette Organisation und den Aufbau der Revolutionäre, 1873 wurde er verraten und anschließend zu Tode durch den Strang verurteilt. Ivan Vasov ((1850 – 1921) gilt als der bedeutendste Dichter des Balkanstaates. In Expertenkreisen wird Vasov mit dem russischen Puschkin oder Victor Hugo aus Frankreich verglichen. Er war ein „Allrounder“, befasste sich in der Hauptsache mit Lyrik, schrieb jedoch auch mehrere Romane und galt als Meister der Kurzgeschichte. Mit seinen detaillierten Reiseberichten begeisterte Vasov viele Leser, doch auch Dramen und Komödien für Bühnenstücke wurden von ihm geschrieben. Sein wichtigstes Werk, der Roman „Unter dem Joch“ war der erste bulgarische Roman überhaupt. Neben den Reiseberichten widmete sich der Schriftsteller mehr und mehr der Natur, in zwei Büchern beschrieb er ausführlich das Rila-und Rhodopengebirge. Neben seinem Unmut über die gesellschaftliche Entwicklung verfasste Vasov auch historische Romane. Christo Botev (1848 – 1876) war Poet und Revolutionär, im Kampf um die Freiheit ließ er sein Leben. Nach dem Tod von Vassil Levski beeinflusste Botev maßgeblich die Diskussion um die Befreiung Bulgariens von der osmanischen Herrschaft. Er wanderte schön früh nach Rumänien aus, nachdem er im eigenen Land aufgrund seiner rebellischen Gedanken verfolgt wurde. In Gedichten, Zeitungsartikeln und weiteren Beiträgen sprach sich Botev vehement für die Trennung seines Heimatlandes vom osmanischen Reich ein. Er sah nur eine Möglichkeit, Bulgarien aus dem Joch zu befreien: Der bewaffnete Bürgerkrieg. 1876 enterte er zusammen mit bulgarischen Einwanderern im Rahmen des Aprilkrieges in Rumänien das österreichische Schiff Radetzki. In der Nähe des Dorfes Kosloduj gingen die Freiheitskämpfer in Bulgarien an Land. In dieser Region erfuhr die Idee von der Befreiung Bulgariens jedoch keine große Unterstützung. Die Gruppe von 200 Leuten wurde aufgerieben und ihr Anführer Christo Botev am 20. Mai 1876 in der Nähe von Vraza erschossen. Der bulgarische Verpackungskünstler Christo (geboren 1935) erlangte im Jahr 1995 Weltberühmheit, als er den Berliner Reichstag komplett verpackte. Dafür verbrauchten Christo und sein Team mehr als 100.000 Quadratmeter Polypropylengewebe, nach Fertigstellung besuchten über 5 Millionen Menschen das „Kunstwerk“. Nach dem Studium an der Kunstakademie in Sofia und einem Kunstaufenthalt in Prag kam Christo Javacheff 1958 über die Schweiz nach Paris, wo Portraitaufträge erledigte. 1961 realisierte Christo mit seiner Gattin Jeanne-Claude das erste Verhüllungsprojekt in Deutschland: Den Renault 4. Nach der Emigration in die USA nahmen seine Verpackungsprojekte größere Formen an: Er verpackte in Australien eine Felsenküste und in Paris die Pont Neuf. Die Idee Christos ist, wenn seine Projekte einige Zeit verhüllt sind, wird dem Betrachter die Wertigkeit erst richtig bewusst.
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