Bulgarisches Reich im Bulgarien-Lexikon

Das erste bulgarische Reich

Eigentlich kann man vom Volk der Bulgaren erst seit dem 10. Jahrhundert nach Christus reden, es entwickelte sich aus drei „Bevölkerungen“: Aus der thrakischen Urbevölkerung, den verschiedenen slawischen Stämmen und letztendlich den Protobulgaren, die dem Land seinen Namen gaben. Diese Menschen stammten aus einer turkstämmischen Stammesgesellschaft und sind aus dem zentralasiatischen Raum eingewandert. Es waren immer wieder Hunnen und slawische Stämme, die bis seit dem 5. Jahrhundert das bytanthinische Gebiet des heutigen Bulgarien verwüsteten, erst in der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts ließen sich einige von ihnen auf Dauer nieder. In die Zeit des 7. Jahrhunderts fällt die Geburtsstunde des ersten bulgarischen Reiches durch einen Sieg von kaukasischen Besohnern über das byzantinische Heer an der Donau. Die erste Hauptstadt hieß Pliska – obwohl in der Hauptsache Slwaen dort lebten, wurden Verwaltung und Militär von Protobulgaren organisiert. Die nächsten zwei Jahrhunderte zeichneten sich durch Krieg und Frieden ab: Immer wieder gab es Auseinandersetzungen um die Vorherrschaft auf dem Balkan, vorwiegend mit Byzanz. Im 9. Jahrhundert wurden die Stammesstrukturen aufgelöst, es wurde die so genannte feudale Gesellschaft gegründet. Zar Boris I. war es, der sich 865 taufen ließ und das Christentum zur Staatsreligion erklärte. Ende des 9. Jahrhunderts wurden Schulen gegründet, in denen die slawische Schrift und Sprache verbreitet wurde. Unter Zar Simeon dem Großen erlebte das erste bulgarische Reich einen ersten Höhepunkt militärischer und politischer Macht. Lang andauernde Kriegec zwischen Bulgarien und Byzanz führten dazu, dass Bulgarien 1018 endgültig in das byzantinische Reich einverleibt wurde. Traurige Berühmheit erlangte in dieser Zeit der byzantinische Kaiser Basileos I., der 14.000 bulgarische Gefangene blenden ließ und als „Bulgarentöter“ in die Geschichte einging.

Zweites bulgarisches Reich

Mit den zwei bulgarischen Feldherren, den Brüdern Peter und Assen, erhoben sich im Jahr 1185 Aufständige gegen Byzanz. Byzanz wurde in den Folgejahren durch weitere Nachbarvölker bedroht und schloss letztendlich im Jahr 1187 Frieden mit dem Brüderpaar. In dieser Zeit machte eine religiöse Gruppe namens Bogomilen von sich reden, welche die bestehende Ordnung als ungerecht empfanden und Veränderungen einklagten. Der Staat und die orthodoxe Kirche besaßen die Reichtümer in Bulgarien – das wollten die Bogomilen durch einen Appell an die Bauern, nicht mehr für ihre Gutsherren zu arbeiten und den Gehorsam zu verweigern, ändern. Die Bogomilen lebten sehr asketisch, redeten recht wenig und lachten eigentlich nie. Als sich diese Gruppierung mehr und mehr verbreitete, sich aber auch Verfolgungen ausgesetzt sah, griff der Papst ein und sprach sich gegen die Ketzer aus. Im 14. Jahrhundert verloren die Bogomilen an Bedeutung und durch die türkische Eroberung verschwanden sie völlig von der Bildfläche. Doch auch in den nächsten Jahrhunderten kehrte in Bulgarien keine Ruhe ein: Mitte des 13. Jahrhunderts kam es allmählich zu einem Machtverfall durch innere Unruhen zwischen den Feudalherren. Sie bekämpften sich gegenseitig, ein Umsturz nach dem anderen fand statt. Die Folge war, dass Bulgarien sich Mitte des 14. Jahrhunderts Anlehnung an das osmanische Reich suchte. Als Hauptfeinde galten in dieser Zeit Serbien und Byzanz. Doch das bulgarische Reich entpuppt sich als sehr schwach, Zar Ivan III. hatte den Osmanen nichts entgegen zu setzen. Die Osmanen besiegten zunächst Serbien und griffen auch Bulgarien an. Nach der Zerstörung von Veliko Tarnovo im Jahr 1393 wurde Bulgarien türkische Provinz – das „Osmanische Joch“ sollte fast 500 Jahre anhalten.

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